Der Allgäuer Hilfsfonds koordiniert in Notfällen Spendenaktionen. Aber nicht nur das. Warum die Firma Harter jetzt Gastgeber war.
Von Olaf Winkler
Stiefenhofen Der plötzliche Tod des 32-jährigen Martin Hörmann aus Ebratshofen hat vor einem Jahr das Westallgäu erschüttert. Die Spendenbereitschaft für die junge Familie war groß. Schnell zeigte sich: Private Aktionen waren nicht zuletzt steuerlich schwierig und auch die Gemeinde stieß an ihre Grenzen. So stellte Bürgermeister Markus Eugler seinerzeit den Kontakt zum Allgäuer Hilfsfonds her. Der vor 26 Jahren gegründete Verein unterstützt Menschen in Not – so wie jetzt ganz aktuell die Familie aus Ellhofen, die vom Brand des Bauern- und Ferienhofs am vergangen Montag betroffen ist.
Beschäftigt war Martin Hörmann bis zu seinem Tod bei der Firma Harter in Harbatshofen. Hier fand nun ein Informationsabend statt, bei dem sich der Allgäuer Hilfsfonds vorstellte. Denn der Slogan des Vereins („Die stille Hilfe im Allgäu“) bringt auch das Problem mit sich, dass noch zu viele Menschen nicht von der Möglichkeit wissen, hier in Notfällen finanzielle Hilfe zu bekommen. Deshalb ist dem Vorsitzenden Stefan Bosse (Oberbürgermeister von Kaufbeuren) und Schatzmeister Simon Gehring ein Netzwerk wichtig, um die Bekanntheit des Vereins auch im Westallgäu zu stärken. Grünenbachs Bürgermeister Markus Eugler ist inzwischen als Beisitzer im Verein aktiv. Und auch seine Amtskollegen Ulrich Pfanner (Scheidegg) und Christian Hauber (Stiefenhofen) hörten beim Informationsabend vom ehrenamtlichen Engagement des einst von Altlandrat Gebhard Kaiser (Oberallgäu) initiierten Vereins. Einige Mitglieder eines Unternehmer- Netzwerks kamen auch nach Harbatshofen. Teilweise unterstützen sie den Allgäuer Hilfsfonds bereits mit Spenden. Aber schon morgen könnte auch sie ein Unglücksfall in den Reihen ihrer Mitarbeiter treffen. Dann bietet sich der Verein an, die Spenden zu koordinieren. Dabei gilt grundsätzlich: Jeder Euro fließt direkt an Menschen aus dem Allgäu in Not. Im Verein selbst entstehen für die Verwaltung keinerlei Kosten, denn „alle arbeiten ehrenamtlich und berechnen auch keine Kosten“, betonte Bosse. Die Spender wiederum erhalten eine Quittung, die sie bei ihrer Einkommenssteuererklärung gegenüber dem Finanzamt geltend machen können.
Auf diese Weise hat der Verein seit 1998 bereits 3,5 Millionen Euro an Spenden eingenommen und in der Folge an Menschen in Not ausgezahlt. Die größte Einzelaktion des Hilfsfonds war bislang die Unterstützung nach der Gasexplosion eines Wohnhauses in Rettenbach am Auerberg. Aber bis hin zur finanziellen Unterstützung bei anstehenden Zahnbehandlungen oder beim Kauf für Heizmaterial gab es unterschiedlichste Projekte. Zwischen 2012 und 2022 ist der Hilfsfonds allein im Westallgäu in 113 Fällen aktiv geworden.
Den Informationsabend nutzten die Besucher nicht nur, um mehr über den Allgäuer Hilfsfonds und seine Arbeit zu erfahren – sie spendeten teilweise auch. So übergab Harter-Geschäftsführerin Regina Mader ebenso 1000 Euro an den Vorsitzenden wie Cornelia Fink vom Reparaturcafé Oberreute, die Sparkasse Schwaben-Bodensee und die Volksbank Lindenberg. Die Firma Scaltel aus Waltenhofen übergab außerdem 1500 Euro. Für Regina Mader war der Abend ein Herzensanliegen, denn die Firma sei für die Unterstützung bei der Spendenaktion für die Familie ihres verstorbenen Mitarbeiters sehr dankbar. „Sein Tod ist für uns als familiärer Betrieb noch heute ein riesengroßer Verlust“, sagte die Geschäftsführerin.